Kata Lehrgang Teil 1/2023
Samstag 15.04.23, 9:59 Uhr, Oelsnitz (Vogtland): Es regnet in Strömen, alles ist grau in grau. Vor dem Altbau der Vogtlandsporthalle stehen Autos mit fremden Kennzeichen. In der großzügigen Halle leuchtet es dagegen in sonnigem Gelb und kräftigem Rot. Menschen in weißen Anzügen stehen um die frühlingshaft anmutende Tatami herum und warten auf etwas. Dann heißt es Antreten – Ulrich Häßner, Präsident des WJJF und 7. Dan Ju-Jitsu – begrüßt die über 35 Anwesenden gemeinsam mit Danny Grießbach, Vizepräsident Sport sowie 5. Dan Ju-Jitsu, Karsten Sydow, Kata Referent und 2. Dan Ju-Jitsu und Theresa Focke, 1. Kyu Ju-Jitsu, zum Kata Lehrgang Teil 1.
Nach den obligatorischen Gruppenfotos wird zuerst von Theresa und Danny gezeigt, um was es an diesem Tag für die meisten Teilnehmer gehen soll. Die Beiden demonstrieren die Seikaku-no-Kata, eine Kata die aus der Goshin-Jitsu für die WJJF angepasst wurde. Bin ich nach den ersten Angriffen noch optimistisch, dass das heute schon irgendwie werden wird, überkommen mich dann doch wieder Zweifel – wer soll sich dass denn alles merken? Ist Kata nicht doch eher nur etwas für angehende Dan-Träger? Andererseits gibt es ja seit der Änderung der Prüfungsordnung nun auch einen verpflichtenden Kata-Teil für alle Prüflinge ab grün. Und Sorgen braucht man als Schüler keine zu haben, versichert Karsten anschließend bei seiner Erklärung.
Gespannt geselle ich mich zum Anfängerbereich. Hier erklärt Uli die für Katas sehr wichtigen Basics. Denn wenn man mit dem falschen Bein aufsteht oder sich falsch hinsetzt oder aber den Yoseki nicht korrekt begrüßt, ihm den Rücken zuwendet oder aber nicht synchron mit seinem Partner einläuft, wars das schon bei einer Kata-Meisterschaft und man ist raus – egal wie toll die Techniken anschließend sind. Von Kata-Meisterschaften sind wir hier in der Gruppe noch meilenweit entfernt. Und wie schwierig es ist, mit seinem Partner synchron ein paar Schritte zu gehen, sich synchron zu verbeugen und den Seisa einzunehmen, erfahren wir hier alle am eigenen Leib. Zum Glück ist die Anfänger-Gruppe überschaubar, was wiederum jedem Trainingspaar die Chance bietet, vor der Gruppe seine Übungsergebnisse präsentieren zu „dürfen“. Zumindest für mich eine ungewohnte Erfahrung. Anschließend wird der erste Angriff demonstriert und wir versuchen die Abfolge ansatzweise umzusetzen. Wie ging nochmal die Waki Gatame? Uli bleibt auch beim 3. Mal fragen geduldig und irgendwann klappt auch das (ein wenig).
Dann ist endlich Mittagspause. Der Kartoffelsalat zu den Würstchen ist liebevoll dekoriert, das Catering-Team wie immer wunderbar organisiert und hilfsbereit. Danke! Ohne euch würden wir auf dem Zahnfleisch krauchen!
Die Mittagspause wird dazu genutzt, mit anderen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen. Zu mir an den Tisch haben sich auch zwei Budokas aus dem Budozentrum in Bühl gesellt. Schnell finden sich Gemeinsamkeiten und der Respekt wird bekundet: Heute morgen 4:30 Uhr startete bei ihnen schon der Tag. Nach dem Lehrgang geht’s sogar direkt zurück – da wünscht man gute und sichere Reise.
Im zweiten Teil wird im Anfängerbereich eine weitere Technik eingeführt. Blicke für die anderen Gruppen sind kaum möglich, wir trainieren hier alle mit Feuereifer. Wie auch die Fortgeschrittenen, die direkt individuell einzelne Techniken verfeinern und von Karsten sowie Theresa und Danny dabei unterstützt werden, bekommen auch wir Anfänger Tipps zur genauen Ausführung.
Die etwas verstecke Hallenuhr zeigt bereits nach 14 Uhr, die Konzentration lässt langsam nach und zum Glück ist die Kaffeepause in Sicht. Der sehr leckere, selbstgebackene Kuchen und die gute Tasse Kaffee wecken die Lebensgeister für die letzte Runde an diesem Tag. Wir sind nun wieder so fit, dass auch die dritte Technik in Angriff genommen wird. Nach ein paarmal Üben ist die Zeit so weit fortgeschritten, dass der gemeinsame Cool-Down durchgeführt wird. Die Entspannungsrunde wird spontan mit zartem Gesang begleitet – so regeneriert man doch am Besten 😊
Bei der Verabschiedung lernen wir alle noch Thomas Benkert kennen, Vorsitzender des Dojo Yamabushi, das uns diese wunderschöne Trainingsstätte für den Lehrgang zur Verfügung gestellt hat. Leider hatte das Dojo an diesem Tag einen anderen Termin und konnte selbst keine Teilnehmer entsenden.
Mit vielen Händen geht das Abbauen der Tatami schnell zu Ende und ich trete mit vollem Kopf und einem beginnenden Muskelkater die Heimreise an. Es war wieder mal ein toller, lehrreicher, lustiger und interessanter Tag. Danke!
Claudia Moser
Dojo Fudoshin